Mitlerweile zieren ca. 20 Meter laufende Hecke aus Buchsbaum meinen Garten. Gesetzt habe ich die Hecken, die ich schon als große Pflänzchen bekommen habe, Anfang 2016. Beruhigend wirkt das gleichmäßige Grün, dass bei mir ein wenig wild und nicht streng formell wächst. Jeden morgen gieße ich die Bäumchen hingebungsvoll, da beim Pflanzen die Wurzeln recht viel gelitten haben. Doch vor circa einer Woche sahen einige Bäumchen ein wenig matt aus. Als hätte ich vergessen zu gießen.
Vorweg: Der asiatische Zünsler (weitere Informationen unter http://www.hortipendium.de/Buchsbaumz%C3%BCnsler ) hat in Europa keine natürlichen Fressfeinde. Vögel schmähen die Raupe, vermutlich wegen des bitteren Geschmack. Wespen greifen vereinzelt die Raupen an, verlässliche Helfer sind diese aber nicht. Blindschleichen sollen angeblich die Raupen fressen, stehen aber unter Naturschutz und sind schwer anzusiedeln. Das Absammeln von der Hand ist sehr mühsam und nicht erfolgversprechend, weil man nie alle Raupen erwischt. Vor allem nicht bei bis zu vier Generationen Zünslern (Ein Schmetterlingsweibchen legt 100-150, wenn davon nur 10 Raupen überleben und Schmetterlinge werden wird so aus einer Raupe in 4 Generationen 10.000 (!) Raupen – dies ist leider in einem Sommer möglich). Um das Ausmaß der Bedrohung der Buchsbäume nochmal in Worte zu fassen: innerhalb von einer Woche habe ich weit über 100 Raupen abgesammelt. Abgesehen davon, dass es nicht unbedingt Spaß macht, ist in und unter den Buchsbäumen auch alles voll mit kleinen grünen Kotkrümmeln.
Möglichkeiten in der Bekämpfung? Absammeln, mit Hochdruck abspritzen, Gift spritzen, Buchsbäume verbrennen? Ich empfehle dringendst kein Gift zu spritzen. Sämtliche Mittel sind hochtoxisch und führen beim Menschen zu neurologischen Schäden. Ich verzichte auf Firmennennungen, weil ich keine Lust auf eine Abmahnung habe. Im übrigen könnte ich auch einfach ein paar dieser Produkte hier verlinken und Provision kassieren. Mach ich aber nicht, weil ich meine wenigen Leser nicht umbringen möchte. Das Gift müsste im Abstand von wenigen Tagen mehrfach aufgebracht werden, der Zünsler verkriecht sich in seine Gespinste die er mit seinen Fäden aus Blättern zusammengebaut hat und interessiert sich dort nicht mal für den Hochdruckreiniger. Man erwischt sicher 80% der Raupen, aber die restlichen 20% geben weiter ihr bestes sich zu reproduzieren. Dass man in einer mit Nervengift gespritzten Hecke nicht mehr absammeln sollte, kann sich jeder mit gesundem Menschenverstand auch denken. Nun rennt man 4 mal im Jahr in voller ABC-Schutzausrüstung mit der Giftspritze im Abstand von wenigen Tagen durch den Garten und muss die Buchsbäume von oben und unten triefend nass spritzen. Ich bin mir sicher, dass ist was sich jeder Hobbygärtner wünscht! Von Wirkungen auf Haustiere, Kinder, Bienen, Schmetterlinge und die Gewässer möchte ich hier nicht philosophieren.
Ich wollte grade die Buchsbäumchen alle ausmachen und verbrennen, da fand ich zufällig einen Hinweis in einem Forum, dass indische Laufenten den Zünsler fressen. Asiatische Laufenten. Asiatischer Schädling. Laufenten wollte ich mir sowieso schon vor 2 Jahren zulegen, hatte aber ein bisschen den Aufwand und die Verantwortung gescheut. Vor drei Tagen sind nun Otto und Johanna von Bismarck, Laufenten aus dem Preussischen Adelsgeschlecht in meinem Garten eingezogen. Nachdem diese die ersten zwei Tage den Stall kaum verlassen haben, habe ich abgesammelte Raupen als Blutopfer den Plattfüßen zum Fraß vorgeworfen: Die Raupen scheinen zu schmecken! Dieses Experiment hatte ich zwei Tage fortgesetzt, Laufenten fressen definitiv den Buchsbaumzünsler! Was noch viel besser ist: Als ich gestern am Stall geschraubt habe, sind die beiden schnurstracks auf einen größeren Buchsbusch zugesteuert und haben innerhalb von 30 Sekunden sämtliche Raupen vertilgt. Die Enten haben einen hervorragenden Geruchssinn und der Zünsler hat einen seltsamen Eigengeruch. Die erste Schlacht ist gewonnen!
Was Laufenten sonst so fressen? Nacktschnecken, Spinnen, Ameisen(-eier), Fliegen….
Wer nicht direkt Laufenten kaufen möchte, kann auch sogenanntes Niemöl (oder Neemöl) verwenden. Dieses ist für Bienen absolut ungefährlich und ist ein wirkungsvoller Schutz gegen den Buchsbaumzünsler (Auch, wenn die Hecke schon befallen ist!)
Nach einer Woche kann ich nun sagen „ES KLAPPT!“. Die Laufenten quieken vergnügt, wenn eine Raupe des Zünsler im Buchsbaum gefunden wurde. Die Taktik sieht derzeit so aus, dass beide angelaufen kommen wenn ich einen Buchsbaum argwöhnisch beachte. Dann wird der Kopf in die Hecke gehalten und mit dem Schnabel ordentlich gewackelt.
Update April 2018:
Für alle Buchsbaumfreunde: Die Laufenten kommen einfach nicht hinterher. Ich habe einen Großteil der Buchsbäume verbrannt und werde nur zwei richtig alte Exemplare behalten und versuche diese mit regelmäßigem Neemölspritzen über die nächsten Jahre zu bringen.
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